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Diabetischer Fuß

Im Überblick

Ein diabetischer Fuß, medizinisch Diabetisches Fußsyndrom, ist eine der schwersten Komplikationen eines Diabetes mellitus.

  • Zu viel Zucker im Blut schädigt Blutgefäße und Nervenbahnen, mit der Folge einer Nervenschädigung (Polyneuropathie) oder einer Durchblutungsstörung (periphere arterielle Verschlusskrankheit).
  • Wegen geschädigter Nerven spüren viele Patienten Verletzungen am Fuß nicht, die Warnfunktion des Schmerzes bleibt aus.
  • Schlimmste Folge der chronischen Wunde ist eine Amputation.
  • Wichtig ist, einen „Problemfuß“ frühzeitig zu erkennen und den Blutzucker gut einzustellen.

Was ist ein diabetischer Fuß?

Jeder vierte Diabetiker entwickelt im Laufe seines Lebens einen diabetischen Fuß. Je länger der Diabetes besteht und je schlechter die Blutzuckerwerte eingestellt sind, desto wahrscheinlicher wird diese Folgeerkrankung des Diabetes mellitus. Denn zu viel Zucker im Blut schädigt Blutgefäße und Nervenbahnen, wodurch eine chronische Wunde am Fuß entstehen kann. Schlimmste Folge des diabetischen Fußes, auch diabetisches Fußsyndrom genannt, ist die Amputation von Zehen, Fuß oder gar dem ganzen Bein. Etwa 70 Prozent aller Amputationen gehen auf einen diabetischen Fuß zurück. Auch wenn erste Symptome frühzeitig erkannt werden und die Patienten bei der Therapie mitarbeiten, können viele Komplikationen verhindert werden. Voraussetzung ist eine Diagnose, die sicherstellt, ob der diabetische Fuß die Folge einer Nervenschädigung (diabetische Neuropathie) oder die Folge einer Durchblutungsstörung (diabetische Angiopathie, periphere arterielle Verschlusskrankheit) ist oder beide Erkrankungen gleichzeitig vorliegen.

Was sind Ursachen und Symptome?

Nahezu die Hälfte aller diabetischen Fußsyndrome wird durch eine Polyneuropathie, eine Nervenschädigung, ausgelöst, 15 Prozent durch Durchblutungsstörungen in Folge einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit und bei 35 bis 40 Prozent sind beide Krankheiten kombiniert.

a) Ursache Nervenschädigung (Diabetische Neuropathie):

Oft fängt es scheinbar harmlos an: im Urlaub den Fuß am Felsen verletzt, die Nägel zu tief eingeschnitten, Druckstellen durch zu enge Schuhe, ein Fremdkörper im Schuh, Fußpilz oder ein zu heißes Fußbad. Daraus können kleine Hautwunden entstehen, die sich zu einem tiefen Geschwür auswachsen können. Eine Ursache dafür sind Nervenschäden (Polyneuropathie) als Folge des Diabetes, sodass die Betroffenen Druckstellen, Fehlbelastungen, kleine Verletzungen und Temperaturunterschiede kaum noch spüren. Die gestörte Nervenversorgung kann auch die Steuerung der Fußmuskeln betreffen: Die Patienten sind nicht mehr in der Lage, mit dem Fuß richtig abzurollen, was zu einer Deformation des gesamten Fußes führt. Krallen- oder Hammerzehen, ein Hohl-, Senk- oder Spreizfuß können entstehen. Es besteht die Gefahr, dass sich der Druck beim Gehen auf den Vorfuß verlagert, sodass sich dort eine dicke Hornhautplatte bildet, unter der sich tiefe Blutergüsse verstecken, die aufplatzen können. Eine Sonderform des diabetischen Fußsyndroms ist der sogenannte Charcot-Fuß, bei dem das Fußskelett regelrecht zusammengebrochen ist. Zudem ist durch die Nervenschädigung die Schweißproduktion verringert, so dass die Haut trocken und rissig wird und Wunden sich schneller infizieren. 

b) Ursache Durchblutungsstörungen (Diabetische Angiopathie bzw. periphere arterielle Verschlusskrankheit):

Diabetes-Patienten haben ein sechsfach höheres Risiko, eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) zu entwickeln, denn zu hohe Blutzuckerwerte schädigen die Gefäße – insbesondere wenn Bluthochdruck und zu hohe Blutfettwerte hinzukommen und der Patient raucht. Häufig treten eine PAVK und Neuropathie auch gemeinsam auf, was zur Folge hat, dass Warnzeichen der Durchblutungsstörung – Schmerzen in den Beinen beim Gehen, später auch in Ruhe – ausbleiben. Durch die Mangeldurchblutung entstehen Hautwunden, die schlecht heilen und sich zusätzlich infizieren können, weil die Abwehrfunktion des Körpers durch den Durchblutungsmangel geschwächt ist. Zehen und Fersen werden dabei besonders schlecht mit Blut versorgt – an diesen Stellen ist die Gefahr dann auch besonders groß, dass Gewebe sich entzündet oder sogar abstirbt.

Wie sehen die Symptome aus? 

Die Symptome unterscheiden sich, je nachdem, ob der Diabetische Fuß auf eine Nervenschädigung oder auf eine Schädigung der Blutgefäße (siehe periphere arterielle Verschlusskrankheit, PAVK) zurückgeht. Bei Durchblutungsstörungen ist die Haut zum Beispiel kalt, bei einer Nervenschädigung warm. Bei einer Nervenschädigung nehmen die Betroffenen Schmerzen kaum noch oder gar nicht mehr wahr, bei verengten Arterien dagegen haben die Betroffenen eher starke Schmerzen. Bei einer Mischform treten die Symptome einer Durchblutungsstörung auf, die starken Schmerzen bleiben allerdings wegen der Nervenschädigung aus.

Neuropathie Periphere arterielle Verschlusskrankheit
Haut rosig, warm, aber trocken kühl, dünn, blass bis bläulich, pergamentartig
Wahrnehmung Temperaturen, Berührungen, Druck, Vibrationen werden weniger oder gar nicht mehr wahrgenommen Keine Einschränkungen der Wahrnehmung
Schmerzen verringerte Schmerzempfindlichkeit, deshalb kaum Schmerzen, eventuell Missempfindungen wie Kribbeln (Ameisenlaufen), Taubheit oder Kältegefühl in den Füßen Schmerzen (Beine, Wunden) sind eher ausgeprägt – bei zusätzlicher Neuropathie entsprechend weniger
Gehen unsicheres Gehen wie auf Watte starke Schmerzen beim Gehen, Linderung beim Stehenbleiben, meist nur noch kurze Gehstrecken möglich
Verformungen Hammer- oder Krallenzehen, Hohl-/Senk-/Spreizfuß, eingebrochenes Fußgewölbe (Charcot-Fuß) Fuß ist nicht deformiert

Wie wird ein diabetischer Fuß diagnostiziert?

Der behandelnde Arzt wird den Patienten nach Krankengeschichte und Schmerzen befragen und die Füße genau inspizieren. Er versucht zudem, den Puls am Fuß zu ertasten. Ist der Puls nicht oder kaum spürbar, deutet das auf eine periphere arterielle Verschlusskrankheit hin. Der Arzt schaut sich auch an, wie der Patient geht. Ist das Gangbild unsicher? Wird der Fuß richtig abgerollt? Zudem untersucht der Arzt, ob Reflexe am Fuß oder Unterschenkel auslösbar sind.

Bei Verdacht auf eine Nervenschädigung, also einer Neuropathie, gibt es zum Beispiel folgende Tests zur Überprüfung der Wahrnehmung: 

• Stimmgabeltest: Gibt Aufschluss über das Vibrationsempfinden.

• Wattebausch oder 10-Gramm-Monofilament (das ist ein kleiner Kunststoffdraht, der sich bei Druck durchbiegt): Damit wird das sensorische Empfinden geprüft.

• Tip-Therm (das ist ein Kunststoffstab mit einem kühlen Metallende und einem als wärmer empfundenen Kunststoffende): Damit lässt sich ein verändertes Temperaturempfinden feststellen.

Bei Verdacht auf Durchblutungsstörungen gibt es einen speziellen, recht einfachen Test, nämlich den Knöchel-Arm-Index (siehe periphere arterielle Verschlusskrankheit), bei dem der Blutdruck am Fußknöchel mit dem Blutdruck am Arm ins Verhältnis gesetzt wird. Mit Hilfe einer speziellen Ultraschalluntersuchung (der Doppler- bzw. Duplexsonografie) können die Gefäße und die Fließgeschwindigkeit des Blutes abgebildet werden. Auch eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel kann die Gefäße darstellen. Laborwerte, eine Röntgenuntersuchung des Fußes sowie ein Wundabstrich können die Diagnostik ergänzen.

Wie wird ein diabetischer Fuß therapiert?

Ein diabetischer Fuß gehört in die Hände von Spezialisten, und zwar einem ganzen Team von Spezialisten: Eine Zusammenarbeit von Diabetologe, Angiologe (Gefäßspezialist) und Phlebologe (Venenspezialist), von Fußchirurg, Wundtherapeut und Podologe (medizinischer Fußpfleger), Physiotherapeut, Ernährungsberater und Orthopädietechniker ist unentbehrlich. Ein multidisziplinäres Vorgehen kann die Anzahl an Amputationen um die Hälfte senken! Grundlage der Therapie ist eine gute Einstellung des Blutzuckers. Nur mit einem guten Blutzuckerwert können weitere Schäden an Nerven und Blutgefäßen verhindert und der Heilungsverlauf der chronischen Wunde beschleunigt werden.

Die Therapie besteht aus folgenden Bausteinen:

    • Durchblutung verbessern

Nervenschäden lassen sich nicht heilen, Durchblutungsstörungen aber sehr wohl verbessern: Wenn eine periphere arterielle Verschlusskrankheit vorliegt, ist eine Kompressionstherapie die Basis der Behandlung. Verengte Gefäße können mittels eines Ballonkatheters aufgeweitet werden, eventuell wird ein Stent gelegt. Durch eine Bypassoperation kann der Chirurg eine „Umleitung“ um verschlossene Gefäße herum legen. Zusätzlich können blutverdünnende Medikamente zum Einsatz kommen.

    • Druckentlastung

Zentral bei der Therapie des diabetischen Fußes ist eine Entlastung von Druck. Wenn notwendig, sollte der Patient Bettruhe einhalten – gerade ein Charcot-Fuß verlangt im ersten Therapieschritt nach vollständiger Ruhigstellung. Auch ein Rollstuhl oder Gehstützen können entlasten. Orthopädische Schuhe mit speziellen Sohlen und Einlagen schützen davor, dass kritische Stellen zu stark belastet werden, genauso wie abnehmbare Orthesen oder Gipsstiefel.

    • Wundversorgung

Bei einem diabetischen Fuß aufgrund einer Neuropathie wird zunächst abgestorbenes Gewebe entfernt (Débridement). Eine Fachkraft muss die Wunde – angepasst an die jeweilige Wundheilungsphase – behandeln, die passende Wundauflage auswählen und die Wunde regelmäßig reinigen. Gegebenenfalls muss die Infektion mit Antibiotika behandelt werden.

    • Operationen am Fuß

Fehlstellungen des Fußes können mit einer Operation korrigiert werden. Falls das Risiko zu groß wird, dass sich eine Infektion über den ganzen Körper ausbreitet, muss amputiert werden. 

Wie kann man vorbeugen?

Patienten haben großen Einfluss auf den Verlauf der Diabetes-Erkrankung. Wenn sie regelmäßig ihre Füße inspizieren und auf geeignetes Schuhwerk achten, können sie verhindern, dass Amputationen notwendig werden oder dass überhaupt ein Diabetisches Fußsyndrom entsteht. 

Es werden verschiedene Schulungen für Diabetiker angeboten. Dort lernen Patienten auch, wie sie einem diabetischen Fuß vorbeugen oder die Verschlimmerung eines diabetischen Fußes verhindern können. Fragen Sie Ihren Hausarzt oder in der diabetologischen Schwerpunktpraxen nach einem solchen Training. Im Rahmen eines Disease-Management-Programms zahlen die Krankenkassen. 

Es kann hilfreich sein, die Pflege von Füßen, Haut und Nägeln regelmäßig einem sogenannten Podologen (also einem medizinischen Fußpfleger) zu überlassen – gerade wenn Patienten aufgrund von Bewegungseinschränkungen nicht an ihre Füße herankommen oder schlecht sehen. Allgemein sollten Menschen mit Diabetes mindestens einmal jährlich ihre Füße untersuchen lassen – sei es beim Hausarzt oder beim Diabetologen.

Weiterführende Informationen