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Wundauflagen

Im Überblick

  • Wundauflagen werden im Rahmen des Wundmanagements von chronischen Wunden benötigt
  • Standard in der modernen Wundtherapie sind dabei Wundauflagen, die eine feuchte oder hydroaktive (wasserregulierende) Wundversorgung ermöglichen
  • Moderne Wundauflagen und –verbände haben die Aufgabe, die Wundreinigung (Débridement) zu unterstützen, für ein optimales Wundklima zu sorgen und Wunden unter anderem vor vor Infektionen, Druck und Austrocknung zu schützen
  • Zu den wichtigsten Wundauflagen zählen Aktivkohleverbände, Alginate, Antimikrobielle Verbände, Folien, Hydrofasern, Hydrogele, Hydrokolloide und Schaumstoffverbände

Was sind chronische Wunden?

Normalerweise heilen Wunden schnell. Kleinere innerhalb von Stunden, bei größeren kann es auch Tage dauern. Wenn aber nach acht Wochen noch immer keine Besserung eingetreten ist, spricht man von chronischen Wunden. Patienten brauchen dann ein spezielles Wundmanagement, dass sich nach den einzelnen Phasen der Wundheilung richtet, eine sogenannte phasengerechte Wundversorgung. Für die Heilung chronischer Wunden empfehlen Experten heutzutage Wundauflagen, die eine feuchte / hydrokaktive (wasserregulierende) Wundversorgung ermöglichen.

Für chronische Wunden wird der lateinische Begriff Ulkus verwendet. Übersetzt bedeutet das Wort Geschwür. Chronische Wunden können viele Ursachen haben. Die meisten gehen jedoch auf einige wenige Grunderkrankungen zurück:


Was ist eine trockene Wundversorgung?

Unter der trockenen Wundversorgung wird die Versorgung der Wunde mit Wundauflagen verstanden, die keine feuchthaltenden Substanzen enthalten. Solche Wundauflagen werden oft in der Erstversorgung von postoperativen oder posttraumatischen Wunden eingesetzt, um schnell viel Wundexsudat oder Blut aufzusaugen und die Wunde vor äußeren Einflüssen zu schützen.

Dafür kommen zum Beispiel Mullkompressen, Vliesstoffe oder Pflaster zum Einsatz.

Problematisch im Dauereinsatz und insbesondere bei chronischen Wunden ist aber, dass traditionelle Wundauflagen die Wunde austrocknen und damit den Heilungsprozess behindern. Zusätzlich verkleben sie mit dem Wundgrund, sodass ein Verbandswechsel den Patienten oft Schmerzen bereitet und die Wunde zusätzlich gereizt wird. Verbände müssen dann auch häufiger gewechselt werden. Damit steigt aber wiederum auch das Risiko einer Infektion. Denn grundsätzlich besteht bei jedem Verbandswechsel die Gefahr, dass Keime leichter in eine Wunde eindringen.

Was ist eine feuchte Wundversorgung?

Wunden heilen am besten in einem feuchten Wundmilieu unter Berücksichtigung der aktuellen Wundheilungsphase. Zum ersten Mal hatte im Jahre 1962 der britische Mediziner George Winter bewiesen, dass das Feuchthalten einer Wunde die Wundheilung beschleunigt. Seitdem haben zahlreiche Studien seine These bestätigt. Moderne Wundauflagen bieten eine Reihe von Vorteilen:

Vorteile modener Wundauflagen

Oberstes Ziel ist, in allen Wundheilungsphasen ein ideal feuchtes Wundmilieu zu erhalten. Dabei wird zwischen den folgenden Wundheilungsphasen unterschieden:

  • Exsudation – auch Reinigungs- / Entzündungsphase, in welcher der Körper über erhöhte Exsudatmengen Bakterien, Zelltrümmer und sonstige Fremdkörper aus der Wunde ausschwemmt.
  • Granulation – auch Reparaturphase, in welcher erstes Gewebe wiederaufgebaut wird. Zellen benötigen für die Gewebeneubildung ein feuchtes Milieu.
  • Epithelisierung – auch Wiederaufbauphase, in welcher der Körper das Granulationsgewebe in Narbengewebe umwandelt und die Wunde sich schließt.

Die jeweils geeignetste Wundauflage sollte eine Wunde gerade so feucht halten, dass sie weder austrocknet noch eine Mazeration (Aufquellen der Haut) stattfindet. Von dem Grundsatz der feuchtwarmen Wundbehandlung ausgenommen sind arterielle Nekrosen, also abgestorbenes Gewebe, die auf einer Durchblutungsstörung der Beine (Arterienverkalkung) beruhen. Sie dürfen nicht feucht behandelt werden.

Welche Wundauflagen gibt es?

Moderne Wundauflagen decken Wunden nicht nur zum Schutz ab. Sie verfügen auch über Substanzen wie Kollagen, Hämoglobin oder Silber, die den Verlauf der Heilung unterstützen. Neben einem feuchten Wundklima können diese Wundauflagen wundreinigend und / oder infektionshemmend. Man nennt sie daher manchmal auch aktive oder interaktive Wundauflagen.

Ärzten und Wundtherapeuten stehen heutzutage eine Vielzahl von Wundprodukten zur Verfügung, die es zum Teil auch als Kombination gibt. Die wichtigsten Materialien sind:

  1. Aktivkohle-Verbände
    • Eigenschaften:
      Aktivkohle-Verbände bestehen aus mehreren Schichten von zuvor verkohlter Zellulose und besitzen einen sogenannten Aktivkohlekern. Sie hemmen Gerüche und binden Bakterien und Eiweißmoleküle, ohne sie zu töten.
    • Einsatz:
      In der Exsudationsphase, bei infizierten und übelriechenden Wunden, zum Aufsaugen von Sekreten, bei Ulcus cruris, Dekubitus und Diabetischem Fuß.
    • Kontraindikation:
      Allergien gegen Inhaltsstoffe möglich
  2. Alginate
    • Eigenschaften:
      Alginate werden aus den Natrium- und Kalziumsalzen der Alginsäure gewonnen, die von Braunalgen stammt. Die Alginsäure ist ein Polysaccharid, ein Gemisch aus zwei Zuckersäuren. Alginate können sehr viel Flüssigkeit aufsaugen. Sie binden das Wundsekret zu einem Gel, dass die Wunde feucht hält.
    • Einsatz:
      In der Exsudationsphase, bei infizierten Wunden, bei stark exsudierenden, also nässenden Wunden, sowie bei tiefen Wunden mit Fistelungen und Taschenbildung.
    • Kontraindikation:
      Kann bei zu trockenen Wunden/Nekrosen mit der Wunde verkleben. Allergien gegen Bestandteile der Auflage möglich.
  3. Antimikrobielle Verbände
    • Eigenschaften:
      Diese Verbände enthalten Substanzen, die Mikroben bekämpfen. Am häufigsten wird Silber verwendet, das antibakterielle wirkt und entweder fest im Verband haftet oder im feuchten Wundmilieu herausgelöst wird. Jodverbindungen oder andere antimikrobielle Substanzen werden nur selten genutzt. Geeignete Verbandsmaterialien sind zum Beispiel Alginate, Hydrokolloide, Hydrofasern oder Aktivkohle-Verbände.
    • Einsatz:
      In der Exsudationsphase, bei infizierten und infektionsgefährdeten Wunden. Anwendung auf 14 Tage begrenzt.
    • Kontraindikation:
      Allergische Reaktionen möglich. Nicht bei tiefen Wunden, die bis auf Muskeln, Knochen und Sehnen reichen und bei zu trockenen Wunden.
  4. Folienverbände
    • Eigenschaften:
      Wundfolien sind transparente und sehr dünne Plastikabdeckungen aus Polyurethan, die eine gute Wundbeobachtung möglich machen, aber keine aufsaugende Wirkung haben. Beschichtet sind sie mit einem hypoallergenen (wenig allergenem) Klebstoff. Folien lassen Luft und Wasserdampf, jedoch keine Flüssigkeit oder Bakterien durch.
    • Einsatz:
      Zum Fixieren für andere Wundauflagen in allen Wundphasen geeignet und als Wundverband in der Epithelisierungsphase. Haften nicht auf fettiger oder schuppiger Haut.
    • Kontraindikation:
      Überempfindlichkeit bzw. Allergie möglich. Nicht geeignet bei infizierten, nekrotischen (abgestorbenes Gewebe) und blutenden Wunden.
  5. Hydrofasern
    • Eigenschaften:
      Hydrofasern bestehen aus Polyesterfasern. Sie sind in der Lage, sehr viel Flüssigkeit zu speichern, bis zum 25-fachen ihres Gewichts. Die Fasern sind so ausgerichtet, dass die Flüssigkeit hauptsächlich vertikal aufgenommen wird, sodass am Wundrand keine Mazerationen entstehen können.
      Hydrofasern mit anderen Hydrofasern sind meisten nicht selbstklebend und müssen daher mit einem weiteren Verband fixiert werden.
    • Einsatz:
      bei tiefen und stark nässenden Wunden, zum Austamponieren von Wunden.
    • Kontraindikation:
      nicht bei trockenen Wunden sowie bei Nekrosen. Unverträglichkeit gegen Inhaltsstoffe möglich.
  6. Hydrogele
    • Eigenschaften:
      Hydrogele bestehen aus wasserunlöslichen Polymeren (Gelbildner) und können bis zu 95 Prozent Wasser enthalten. Weil sie befeuchtend wirken, unterstützen sie das autolytische Débridement (die „selbstauflösende“, also körpereigene Wundreinigung). Wegen des hohen Wassergehaltes wirken Hydrogele kühlend. Es gibt sie als Tubengele oder als Gelplatten.
    • Einsatz:
      Bei tiefen Wunden mit schlechter Heilungstendenz (zum Beispiel Ulcus cruris, Dekubitus) und trockenen Wunden, die rehydriert werden sollen. Grundsätzlich in allen Wundheilungsphasen einsetzbar.
    • Kontraindikation:
      Nicht bei stark nässenden und blutenden Wunden. Nicht auf Nekrosen und Belägen bei einer unbehandelten peripheren arteriellen Verschlusskrankheit.
  7. Hydrokolloide
    • Eigenschaften:
      Hydrokolloide bestehen aus wasserabweisendem Kunststoff, in den stark quellende Substanzen wie Gelatine, Zellulose oder Pektin eingebettet sind. Wenn diese Stoffe Wundexsudat aufnehmen, bildet sich ein Gel, dass die Wunde feucht hält, aber auch sehr unangenehm riechen kann.
    • Einsatz:
      In der Reinigungsphase bei belegten Wunden, in der Granulations- und in der Epithelisierungsphase sowie bei mäßig exsudierenden Wunden.
    • Kontraindikation:
      Nicht bei Pilzinfektionen, bei tiefen Wunden, Verbrennungen 3. und 4. Grades und bei mittel bis stark nässenden und blutenden Wunden.
  8. Schaumstoffverbände
    • Eigenschaften:
      Solche Verbände werden aus Polyurethanschaum hergestellt und manchmal auch als Hydropolymerverbände bezeichnet. Es gibt sie auch mit Silikon beschichtet. Das Silikon eignet sich besonders für Patienten mit sensibler Haut und soll Allergien verhindern. Die Verbände bestehen zum einen aus einer Polyurethanfolie. Sie ist wasserabweisend und lässt das Wundsekret nach außen abfließen. Zum anderen aus Polyurethanschaum, der große Mengen Wundsekret aufsaugen kann.
    • Einsatz:
      Bei postoperativen Wunden, Verbrennungen zweiten Grades, Diabetischem Fußsyndrom, Dekubitus, Ulcus cruris vor allem in der Reinigungsphase bei mäßig bis stark exsudierenden Wunden. Sehr dünne Verbände können auch in der Granulationsphase (Reparaturphase) verwendet werden, zuweilen sogar in der Epithelisierungsphase (Wiederaufphase) der Wunde.
    • Kontraindikation:
      Nicht bei trockenen, infizierten und nekrotischen Wunden. Allergien und Überempfindlichkeit möglich.
Wundmerkmale und Wundphase Geeignete Wundauflagen (Beispiel) Merkmale der Wundauflage
Trockene Nekrosen Wenn keine pAVK vorliegt:
  • Hydrogele mit Deckverband
  • Aufweichen der Nekrosen
  • Zufügen von Feuchtigkeit
Feuchte Nekrosen
  • Hydrogele mit Deckveband
  • Hydrokolloide
  • Aufnahme von Exsudat
  • Zufügen von Feuchtigkeit
Infizierte Wunden Silberhaltige Wundauflagen Keimreduktion und -eliminierung
Stark exsudierende Wunden
  • Saugkompressen mit Superabsorber
  • Schaumstoffwundauflagen
  • Hydrofaser
Hohe Aufnahme von Exsudat
Tiefe Wunden Alginate + Schaumstoffverband Wunde auffüllen – Kontakt von Wundgrund zu Wundauflage
Aufnahme von Exsudat
Riechende Wunden Aktivkohleverband mit Silber
  • Hydrofaser
  • Keimreduktion
Granulierende Wunden
  • Hydrokolloidverband
  • Hydrogele
  • Erhalten eines feuchten Wundmilieus
  • Kein Verkleben mit dem Wundgrund
Epithelisierende Wunden
  • Hydrogele
  • Dünner Hydrokolloidverband
  • Dünner Hydropolymerveband
  • Schutz vor Austrocknung
  • Kein Verkleben mit dem Wundgrund
  • Schutz vor äußeren Einflüssen
In der Heilung stagnierende Wunden Kollagen Wundauflagen
  • Resorption des Kollagens
  • Bindung von die Wundheilung behindernden Radikalen und Zytokinen (spezielle Proteine)
  • Blutstillung

Was sollen Wundauflagen und –verbände leisten?

Moderne Wundauflagen müssen

  • die Wundreinigung (Débridement) unterstützen
  • für ein optimales Wundklima sorgen
  • die Wunde schützend abdecken

Dass bedeutet im Einzelnen, dass Wundauflagen folgende Anforderungen erfüllen sollten:

  • Ein feuchtes Wundmilieu schaffen
  • Die Wundreinigung und die Bildung von neuem Gewebe (Granulationsgewebe) unterstützen
  • Wundsekret und toxische Bestandteile gut aufsaugen
  • Steril sein und vor weiteren Infektionen schützen
  • Durchlässigkeit für Sauerstoff, Wasserdampf und Kohlendioxid gewähren
  • Möglichst für den Patienten schmerzfreier Verbandswechsel
  • Schutz vor Druck, Reibung, Wärmeverlust und Austrocknung etc.