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Wundheilungsstörung

Im Überblick

  • Nicht nur lokale, die Wunde betreffende Faktoren können eine Wundheilung stören, sondern auch systemische Störfaktoren, die den ganzen Körper betreffen
  • Viele körperliche, aber auch psychische Erkrankungen können eine Wundheilungsstörung nach sich ziehen
  • Auch Schmerzen, eine schlechte Ernährung oder ein ungesunder Lebensstil behindern die Wundheilung
  • In einem Wundzentrum werden alle Störfaktoren in der Gesamtschau behandelt

Was ist eine Wundheilungsstörung?

Bei chronischen Wunden ist die Wundheilung beeinträchtigt. Die verschiedenen Phasen der Wundheilung – die Exsudations-, die Granulations- und die Epithelisierungsphase – laufen nicht so ungestört ab, wie sie sollten. Um eine Wundheilungsstörung zu beheben, darf man sich nicht nur auf die Wunde konzentrieren, ein ganzheitlicher Ansatz ist erforderlich. Denn oft stecken hinter Wundheilungsstörungen chronische Erkrankungen. Eine chronische Wunde kann nur heilen, wenn diese ursächliche Erkrankung diagnostiziert ist und richtig behandelt wird (Kausaltherapie). Doch nicht selten plagen sich Patienten über viele Jahre mit einer chronischen Wunde am Bein oder Fuß herum, ohne dass die richtige Diagnose gestellt wurde. Daneben kommen noch viele weitere Faktoren in Frage, die die Wundheilung stören können. Dabei unterscheidet man zwischen systemischen und lokalen Störfaktoren.

Was sind die Ursachen einer Wundheilungsstörung?

a) Störfaktor Grunderkrankung

Eine umfängliche Diagnose sollte sicherstellen, ob eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK), eine chronisch-venöse Insuffizienz (CVI) oder ein Diabetes mellitus vorliegt. Bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit heilt die Wunde nicht, weil die Durchblutung gestört ist und das Gewebe nicht genügend mit Sauerstoff versorgt wird. Es kann ein „offenes Bein“ am Unterschenkel entstehen, genauer: ein Ulcus cruris arteriosum. Ein offenes Bein kann auch auf eine chronisch-venösen Insuffizienz zurückgehen: Dabei versackt das Blut im Unterschenkel, sodass durch den Rückstau an verbrauchtem Blut das umliegende Gewebe ebenfalls nicht mehr genügend versorgt wird. Es besteht die Gefahr für ein Ulcus cruris venosum. Bei einem schlecht eingestellten Diabetes mellitus können Nervenschädigungen und Durchblutungsstörungen zu einem diabetischen Fuß (diabetisches Fußsyndrom) führen.

Weitere Erkrankungen, die Wundheilungsstörungen nach sich ziehen können, sind zum Beispiel Hauterkrankungen, Tumore (auch durch deren Behandlung mittels Bestrahlung oder Chemotherapie kann eine Wundheilungsstörung entstehen) oder schwere Infektionen. Auch psychische Störungen können mit einer Wundheilungsstörung einhergehen: Ängste und Depressionen beeinflussen den Heilungsprozess negativ. Demente Patienten sind oft nicht mehr in der Lage richtig mitzuarbeiten und depressiven Patienten fehlt es oft an Antrieb, um sich aktiv in die Therapie einzubringen.

b) Weitere systemische Störfaktoren

Bei den systemischen „Störenfrieden“ geht es um weitere Einflussfaktoren, die Wundheilung behindern können. Sie heißen systemisch, weil sie im Gegensatz zu lokalen Faktoren den gesamten Organismus betreffen:

  • Alter: Im Alter verlangsamen sich Stoffwechsel und Durchblutung, das Wundgebiet wird dadurch möglicherweise weniger mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Auch die Haut verändert sich im Alter: Sie wird dünner und trockener und kann schneller einreißen.
  • Schmerzen: Schmerzen gehen mit einem höheren Stresslevel einher und können dadurch ebenfalls die Durchblutung und Versorgung des Gewebes beeinträchtigen. Zudem sind Patientinnen und Patienten mit Schmerzen in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt – Bewegungsmangel ist aber ebenfalls ein Risikofaktor für Wundheilungsstörungen.
  • Ernährung: Übergewicht genauso wie Mangelernährung fördern eine Wundheilungsstörung. Ein Mangel an Eiweißen (zum Beispiel, weil die Leber nicht richtig arbeitet) oder eine Dehydratation (Austrocknung) durch zu geringe Flüssigkeitszufuhr behindern die Wundheilung.
  • Arzneimittel: Bestimmte Medikamente wie Gerinnungshemmer, Krebsmittel, Kortisonpräparate, Psychopharmaka (Medikamente gegen psychische Störungen) oder Diuretika (entwässernde Herz-Kreislauf-Medikamente) können die Wundheilung stören.

c) Lokale Störfaktoren

Nicht zuletzt kommt es auch darauf an, wie die Wunde aussieht. Ist das Gewebe vorgeschädigt? Haben sich Blutergüsse gebildet? Gibt es Fremdkörper in der Wunde? Wuchert zu viel Gewebe im Bereich der Narbe? Besteht zu viel Druck auf ein Hautareal, sodass ein Druckgeschwür (Dekubitus) entsteht? Eine Wundexpertin, ein Wundexperte sollte die Wunde genau begutachten. Abgestorbenes schwarzes Gewebe, also Nekrosen, die besonders bei einem Ulcus cruris arteriosum und bei einem diabetischen Fuß (diabetischen Fußsyndrom) auftreten, können die Wundheilung beeinträchtigen, ebenso wie Fibrinbeläge. Dabei bildet sich in den Phasen der Exsudation und Granulation zu viel von diesen Fasern, die eigentlich die Grundsubstanz für neues Gewebe darstellen. Auch wenn Bakterien in die Wunde eindringen, kann das zu einer Verschlechterung der Wundverhältnisse führen. Die mit Keimen infizierte Wunde ist besonders gerötet, überwärmt und auch oft übelriechend.

Wie werden Wundheilungsstörungen behandelt?

Um einen ganzheitlichen Ansatz zu gewährleisten, bei dem alle systemischen und lokalen Faktoren berücksichtigt werden, sollte die Therapie bei Wundheilungsstörungen in einem speziellen Wundzentrum erfolgen. Im interdisziplinären Team können alle Behandlungsbausteine aufeinander abgestimmt werden.

  • Ernährungstherapie: Eine Ernährungstherapie kann Defizite ausgleichen. Wenn es nicht reicht, die erforderlichen Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe und Spurenelemente mit der täglichen Nahrung zuzuführen, kann Zusatz- gegebenenfalls Sondennahrung verabreicht werden. Spezielle Nährstoffe sind am Aufbau von neuen Zellen beteiligt und können Entzündungen entgegenwirken wie zum Beispiel: Proteine, Vitamine der B-Gruppe, Vitamin C, Arginin oder Zink.
  • Schmerztherapie: Dauer, Intensität der Schmerzen sollten von einer Fachkraft erfasst werden. Wann treten sie auf, was ist die Ursache der Schmerzen? Schmerzen bei der Behandlung sollte möglichst vorgebeugt werden, etwa durch Wundauflagen, die nicht mit der Wunde verkleben, durch eine lokale Betäubung vor einem Débridement, oder dadurch, dass ein Schmerzmittel vor einem Verbandwechsel eingenommen wird. Es gilt, durch ausreichend starke Schmerzmittel in ausreichender Dosierung Dauerschmerzen zu vermeiden. Häufige Fehler in der Schmerztherapie: Unterdosierung oder Schmerzmitteleinnahme nur bei Bedarf.
  • Infektion: Bei Verdacht auf eine Infektion kann ein Wundabstrich entnommen oder ein Gewebestück herausgeschnitten werden (Biopsie, Probeexzision), um den Wundkeim zu bestimmen. Gegebenenfalls sollten die Patientinnen und Patienten ein entsprechendes Antibiotikum einnehmen, die Wunde sollte bei jedem Verbandwechsel mit Lokalantiseptika ausgespült werden.
  • Débridement: Beläge und Nekrosen können durch ein Débridement abgetragen werden. Dafür gibt es unterschiedliche Methoden: zum Beispiel chirurgisch durch Messer, Skalpell, Pinzette, oder durch Enzyme. Oder Fliegenlarven kommen zum Einsatz.
  • Wundauflage: Die Wahl der Wundauflage ist entscheidend für den Heilungsprozess. Sie hängt zum Beispiel davon ab, in welcher Wundheilungsphase sich die Wunde befindet oder ob eine Infektion oder Nekrosen vorliegen. Die Wundauflage sollte vor Austrocknung schützen, eine ausreichende Sauerstoff-Zufuhr gewährleisten und nicht mit dem Wundrand verkleben. Unangenehmer Wundgeruch – der Patientinnen und Patienten besonders zu schaffen macht – kann durch spezielle Auflagen verbessert