Was sind die Ursachen einer Wundheilungsstörung?
a) Störfaktor Grunderkrankung
Eine umfängliche Diagnose sollte sicherstellen, ob eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK), eine chronisch-venöse Insuffizienz (CVI) oder ein Diabetes mellitus vorliegt. Bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit heilt die Wunde nicht, weil die Durchblutung gestört ist und das Gewebe nicht genügend mit Sauerstoff versorgt wird. Es kann ein „offenes Bein“ am Unterschenkel entstehen, genauer: ein Ulcus cruris arteriosum. Ein offenes Bein kann auch auf eine chronisch-venösen Insuffizienz zurückgehen: Dabei versackt das Blut im Unterschenkel, sodass durch den Rückstau an verbrauchtem Blut das umliegende Gewebe ebenfalls nicht mehr genügend versorgt wird. Es besteht die Gefahr für ein Ulcus cruris venosum. Bei einem schlecht eingestellten Diabetes mellitus können Nervenschädigungen und Durchblutungsstörungen zu einem diabetischen Fuß (diabetisches Fußsyndrom) führen.
Weitere Erkrankungen, die Wundheilungsstörungen nach sich ziehen können, sind zum Beispiel Hauterkrankungen, Tumore (auch durch deren Behandlung mittels Bestrahlung oder Chemotherapie kann eine Wundheilungsstörung entstehen) oder schwere Infektionen. Auch psychische Störungen können mit einer Wundheilungsstörung einhergehen: Ängste und Depressionen beeinflussen den Heilungsprozess negativ. Demente Patienten sind oft nicht mehr in der Lage richtig mitzuarbeiten und depressiven Patienten fehlt es oft an Antrieb, um sich aktiv in die Therapie einzubringen.
b) Weitere systemische Störfaktoren
Bei den systemischen „Störenfrieden“ geht es um weitere Einflussfaktoren, die Wundheilung behindern können. Sie heißen systemisch, weil sie im Gegensatz zu lokalen Faktoren den gesamten Organismus betreffen:
- Alter: Im Alter verlangsamen sich Stoffwechsel und Durchblutung, das Wundgebiet wird dadurch möglicherweise weniger mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Auch die Haut verändert sich im Alter: Sie wird dünner und trockener und kann schneller einreißen.
- Schmerzen: Schmerzen gehen mit einem höheren Stresslevel einher und können dadurch ebenfalls die Durchblutung und Versorgung des Gewebes beeinträchtigen. Zudem sind Patientinnen und Patienten mit Schmerzen in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt – Bewegungsmangel ist aber ebenfalls ein Risikofaktor für Wundheilungsstörungen.
- Ernährung: Übergewicht genauso wie Mangelernährung fördern eine Wundheilungsstörung. Ein Mangel an Eiweißen (zum Beispiel, weil die Leber nicht richtig arbeitet) oder eine Dehydratation (Austrocknung) durch zu geringe Flüssigkeitszufuhr behindern die Wundheilung.
- Arzneimittel: Bestimmte Medikamente wie Gerinnungshemmer, Krebsmittel, Kortisonpräparate, Psychopharmaka (Medikamente gegen psychische Störungen) oder Diuretika (entwässernde Herz-Kreislauf-Medikamente) können die Wundheilung stören.
Wichtiger Hinweis
Letztlich hängt die Wundheilung vom Allgemeinzustand der Patientin, des Patienten ab: Stress, hoher Alkoholkonsum, zu wenig Bewegung, psychisches Befinden und vor allem Rauchen – das alles kann die Heilung der chronischen Wunde hinauszögern.
c) Lokale Störfaktoren
Nicht zuletzt kommt es auch darauf an, wie die Wunde aussieht. Ist das Gewebe vorgeschädigt? Haben sich Blutergüsse gebildet? Gibt es Fremdkörper in der Wunde? Wuchert zu viel Gewebe im Bereich der Narbe? Besteht zu viel Druck auf ein Hautareal, sodass ein Druckgeschwür (Dekubitus) entsteht? Eine Wundexpertin, ein Wundexperte sollte die Wunde genau begutachten. Abgestorbenes schwarzes Gewebe, also Nekrosen, die besonders bei einem Ulcus cruris arteriosum und bei einem diabetischen Fuß (diabetischen Fußsyndrom) auftreten, können die Wundheilung beeinträchtigen, ebenso wie Fibrinbeläge. Dabei bildet sich in den Phasen der Exsudation und Granulation zu viel von diesen Fasern, die eigentlich die Grundsubstanz für neues Gewebe darstellen. Auch wenn Bakterien in die Wunde eindringen, kann das zu einer Verschlechterung der Wundverhältnisse führen. Die mit Keimen infizierte Wunde ist besonders gerötet, überwärmt und auch oft übelriechend.